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Wenn Sie ein Raum wären… wie sähen Sie dann aus?

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Welches Tier sind Sie – eher Löwe oder Katze? Stellen Sie sich vor, Sie wären eine Blume…. Rose oder Nelke? Solche Fragen sind gemeinhin bekannt. Man sollte sie besser nicht in Vorstellungsgesprächen stellen. Doch zur Stimmungsabfrage sind sie durchaus geeignet.

Aber wie sähen Sie aus, wenn Sie ein Raum wären? Dass das auch ein sehr anregendens Gedankenspiel ist, darauf haben mich zwei Impulse gebracht: die kürzlich in Training aktuell abgebildeten Coachingräume einiger Kollegen – und die Frage eines Marken-Profilers. Dieser interviewte mich, um mehr über über einen Kollegen zu erfahren. Wir kreisten lange wie die Adler um das Opfer. Nein, auf keinen Fall wäre „er“ ein Clubraum mit fetten Ledersesseln. Niemals grün mit Aquarellbildern! Um Gottes willen nicht gemütlich!

Als ich mir die Coachingräume in Training aktuell ansah, war ich zunächst irritiert. Spontan am natürlichsten fand ich einen Raum mit Tisch zum Arbeiten. Diese Coachingecken, die so gemütlich daher kommen, zwei Sessel mit Funzellicht, wären dagegen nicht so meins. Ich mag es clean und sehr pur, je weniger im Raum ist, desto besser. Daran erkennt man: Wie und wo man sich wohlfühlt, ist individuell sehr verschieden. Und lernt: Der Raum sollte zur Persönlichkeit seines Bewohners und Besitzers passen – und nicht nur gefallen.

Ist Ihr Raum karg oder voll?

Betrachten wir den Raum von verschiedenen Seiten, zunächst einmal sozialpsychologisch. Räume sagen viel aus über Habitus, Herkunft, Statusorientierung. Nicht ohne Grund pflegt Jung von Matt seit Jahren sein voll ausgestattetes Durchschnittszimmer, „Deutschlands häufigstes Wohnzimmer“. Im Moment helles Holz, das ändert sich, war mal Eiche. So wächst die bürgerliche Mitte auf. Und oft fühlt man sich im Vertrauten wohl. Räume sagen also etwas über die Vergangenheit aus – mit der man aber auch gebrochen haben kann.

Auch eine Haltung spiegeln sie. „Zu mir kommen Leute, denen es der Hochglanz nicht so wichtig ist“, verriet neulich ein Kollege. „Die wollen ihr Geld in Beratung investieren, nicht in Overhead und teure Räume“. Dafür gibt es eine Klientel. Aber auch für die Variante mit dem Overhead. Wenn Sie Ihren eigenen inneren Raum betrachten, fragen Sie sich, ob darin Platz ist für Statussymbole. Und wenn ja für wie viele und welche. Sind diese dezent wie ein Boss-Jackett oder fallen sie auf wie eine JaegerLeCoultre?

Hat Ihr Raum eine Uhr? Und wenn ja welche?

Wo wir bei Uhren sind. Tragen Sie eine? Ich habe keine einzige Uhr. Eine Rado wurde mir mal geschenkt, sie wurde Diebesgut. Es tut mir nicht weh. Die Welt der Dinge ist mir nicht wichtig. Aber ich bin durchaus markenbewusst. Wenn dann eher ein Designerstück oder Design gemixt mit Noname. Und wenn ein Designerstück dann etwas im Bauhausstil, clean, klare Formen. Man sollte nicht erkennen, dass es Markenware ist. Es sollte neutral sein wie die Schweiz. Ein bisschen wie Tarnung, nichts offensichtlich „raushängen“ lassen. Auch daraus kann man jetzt seinen Teil des Psychogramms basteln. Markenuhr, Designermöbel, Ikea oder ganz was anderes: Wie ist das bei Ihnen? Was spiegelt Ihr innerer Raum? Und wo wollen Sie ihn zeigen? Auch wenn Sie kein Coach sind, können Sie das: auf Ihrem Bewerbungsfoto, im Lebenslaufdesign, auf der Website…

Welche Farbe hat Ihr Raum?

Farbpsychologie ist keine offizielle wissenschaftliche Disziplin, doch schon Goethe faszinierte die Welt der Farben; er erfand den Farbkreis. Ich finde ich die Sicht auf Farben interessant in diesem, unserem Zusammenhang. Welche Farbe hat Ihr Raum? Im Moment liebe ich kalte Farben, grau, blau, blaugrün, graubraun – und dazu bonbonrosa und pink! Beim Lüschertest, 1947 von Max Lüscher als Persönlichkeitstest entwickelt und in seiner Wissenschaftlichkeit ziemlich umstritten, steuere ich immer das grünpetrol an, das wäre objektiv-reflexives Denken. In meinem Raum hätte ich aber lieber weiß, weil Farbe ablenkt. Ebenso Schnörkel. Vielleicht weil das Objektivität erst möglich macht? Welche Farbe ist Ihre? Und wo soll man sie sehen oder nicht?

Welches Bild hängt in Ihren Raum?

Bilder sagen mehr als Worte – auch über Menschen. Ich finde oft seltsame Bilder schön: Die Plastikflasche auf schwarzem Asphalt, Schuhe, die aus dem Fenster hängen oder im Schlamm versinken. Ich mag das Hässliche in schöner Umgebung. Es sollte aber klar sein, grafisch. Strukturen sind wichtig. Aber sie dürfen unklar sein. Auch im Leben. Vielleicht ist es das, was meine Bildwahl auswählt. Wie ist das bei Ihnen? Sollen alle Ihre Bilder sehen, oder ist neutral für Sie besser? (Wenn Sie Zahnarzt sind, empfehle ich Ihnen, nicht zu viel Inneres nach außen zu kehren.)

Welche Bücher stehen bei Ihnen im Raum?

Bücher sind in meinem Raum sehr dominant. „Haben Sie alle gelesen?“ fragen viele, die nicht wissen, dass zuhause noch mal zehn Mal so viele stehen. Es gibt Bücher, die ich nie, nie wegwerfen würde, Die geniale Alice Miller etwa, deren Bücher 10 Umzüge überstanden haben. Diese Art zu denken, diese Art zu schreiben! Keiner der Autoren von heute kommt da heran. Finde ich…. Bücher sind wohl das deutlichste Markenzeichen. Welche lieben Sie? Sollen andere das wissen? Bücher sind ein Spiegel der Seele, erst recht Lieblingsbücher.

Wie groß ist Ihr Raum?

Es gab eine Zeit, da hatte ich ein Faible für kleine, geschlossene Räume, Räume wie Höhlen. Das ist ganz anders heute. Es kann nicht groß genug sein, muss offen sein. Einen Altbau mit seinen kleinen Fehlern wie manchmal offenen Leitungen, würde ich jedem Neubau vorziehen. Und Sie? Wo fühlen Sie sich wohl? Ist das auch der Ort für Ihre Kunden?

Der Raum und Ihre Marke Ich

Können Sie sich selbst als Raum nun besser vorstellen? Wie groß ist er, welche Farben hat er, welche Bilder hängen in ihm, was macht seinen Charakter insgesamt aus? Versuchen Sie das einmal in bis zu fünf Adjektiven zu beschreiben. Wenn Sie als Coach oder Berater einen Raum haben oder eröffnen, geben Sie ihm Ihren Charakter und orientieren Sie sich nicht an anderen. Ein Raum mag nicht schön sein, aber Charakter spiegeln. Hier muss ich an die gute alte, leider verstorbene Vera Birkenbiel denken. Wie sie da saß in einem Video, inmitten von Teebeuteln und herrlichem Chaos, das hatte Charakter. Wenn ich mir einige der gestylten Coachingräume ansehe, so fehlt mir  das Individuelle oft – aber möglicherweise bin ich das, denn unter meinen Begriffen ist auch “individuell”.  Ich finde: Wer Mustern folgt, verliert sich Charakter. „Ich mag die kleinen Fehler“, habe ich dieser Tage getwittert. Sich diese zuzugestehen, genau das macht manchmal den Unterschied. Oder Marketingtechnisch ausgedrückt: ist Teil des Markenkerns.


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